18. April 2024

Besuch des Dekans Thomas Schlichting von St. Nikolaus

Pfarrer Schlichting, ein gebürtiger Rosenheimer, der vor 40 Jahren dieses Schulhaus besuchte, ist unseren Schülern in der 9c eine Stunde lang Rede und Antwort gestanden. Mit Bedacht und ohne zu polarisieren ging er auf alle Fragen ein und überzeugte durch sein schlichtes, vernünftiges Auftreten.

So gibt es in der Erzdiözese derzeit ca. 400 Priester, deren Gehalt dem eines verbeamteten Lehrers entspricht. Er ist 32 Jahre lang Priester, fährt einen Opel Astra und trägt den päpstlichen Ehrentitel Monsignore für herausragende, priesterliche Leistungen.

Auf die Frage, wer alles Papst werden könnte, antwortete er: "Im Prinzip kann jeder Getaufte vom Kardinalskollegium zum Papst gewählt werden. Aber es kam nur ganz selten vor, dass der Gewählte nicht Bischof und Kardinal war."

Pfr. Schlichting leitet sechs Pfarreien in Rosenheim, drei kommen noch dazu. Als katholischer Priester ist er nicht verheiratet, könnte aber Kinder adoptieren. Inzwischen gibt es laut Schlichting drei Modelle der Gemeindeleitung:

1. durch einen Priester
2. durch einen hauptamtlichen Diakon oder Laien (Mann oder Frau)
3. durch ein Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen

Auf die Frage, was denn ein Pfarrer den ganzen Tag mache, antwortete er: "Gewöhnlich hält man eine hl. Messe am Tagt, hat Besprechungen, viel Arbeit in der Personalverwaltung, mit dem Pfarrgemeinderat, dazu kommen die Krankenbesuche, die Tauf- und Ehevorbereitungsgespräche u.v.m."

Pfr. Schlichting segnet auch Homosexuelle, Transsexuelle sind nach seiner Aussage ein Tatbestand und keine Frage der Meinung.

"Welche Partei würde Jesus wählen?", fragte ein Schüler. Jesus würde eine bestimmte Partei situativ wählen, aber nicht überall wo "C" draufsteht, ist auch "C" drin, weil es Christen quer durch die Parteien gibt.

Pfr. Schlichting ging auch auf die Frage, wie Patriarch Kyrill von Moskau einen russischen Angriffskrieg unterstützen könne, ein: "Ostkirche und Staat hängen geschichtsbedingt eng beisammen. In Russland wird von Patriarch und Staatspräsident ein Mythos bedient, der aus unserer Sicht der Vergangenheit angehört, wie wir auch das Mittel des Angriffskrieges zur Steigerung der Einfluss-Sphäre als überwunden glaubten. Eigentlich hätte die Völkergemeinschaft Wichtigeres zu tun, als einem althergebrachten Mythos zu folgen. Im Falles des Ukrainekriegs bringt das großes Leid über das Land, ja über alle beteiligten Staaten."

Der Dekan sprach auch davon, dass sich das Christentum in Deutschland verschiebe und nicht unbedingt zurückgehe, die Christen hätten jetzt mehr Möglichkeiten zu wählen und nach ihren eigenen religiösen Bedürfnissen zu leben.

Heute geht es darum, dass wir als Staaten in lebenswerten Gesellschaften zusammenwachsen, dass wir Konflikte bewältigen und einen ausgeglichenen, bescheidenen Wohlstand leben, der möglichst vielen Menschen zugutekommt.

Insgesamt waren die Schüler sehr interessiert, sie zeigten sich von ihrer höflichsten und besten Seite, sie stellten viele Fragen und erlebten den Besuch des Geistlichen sehr positiv.

Christian Kuster