Gibt es das Christkind?

Vor ca. 120 Jahren, am 20. September 1897, schrieb die achtjährige Virgina O´Hanlon einen Brief an die Zeitung „New York Sun“. Sie wollte damals wissen, ob es denn Weihnachtsmann wirklich gebe, denn ihre Freunde behaupteten, es gebe ihn nicht. Der Journalist Francis P. Church beantwortete den Brief in einem Leitartikel der Zeitung.

Der Briefwechsel war bei den Lesern so beliebt, dass man ihn bis zur Einstellung der Zeitung jedes Jahr zu Weihnachten auf der Titelseite abdruckte. Zeitungen in der ganzen Welt führen diese Tradition bis heute fort.

Der Religionslehrer Christian Kuster erinnerte zu Ferienbeginn an diese Tradition, in dem er die Geschichte Virginas abwandelte. Die Schülerinnen Rina Gashi und Elisabeth Vodermaier lasen diese Version dann ihren Mitschülerinnen und Mitschüler über die Lautsprecheranlage vor. Anschließend stimmten Christian Kuster und Sebastian Sienknecht das Weihnachtslied „Feliz Navidad“ auf der Gitarre an und sorgten damit für einen besinnlichen Ferienbeginn. 💯

✍️ Katharina Westmeier


Virginia, Deine kleinen Freunde haben Unrecht. Sie glauben nur, was sie sehen. Sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen.

Ja, Virginia, [das Christkind] gibt es wirklich. So gewiss, wie es Liebe und Großherzigkeit und Treue gibt. Weil es all das gibt, kann unser Leben schön und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es [kein Christkind] gäbe! Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie, gar nichts, was das Leben erst erträglich machen würde.

Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das Licht der Kindheit, das die Welt ausstrahlt, müsste verlöschen. Es gibt [ein Christkind]. Sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben.

Gewiss, Du könntest Deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, [das Christkind] zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme [das Christkind] zu Gesicht – doch was würde das beweisen? Kein Mensch sieht es einfach so.

Das beweist gar nichts. Die wichtigsten Dinge bleiben meist unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken, geschweige denn sie zu sehen, das vermag nicht der Klügste auf der Welt.

Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht mal alle Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube, Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann wird die Schönheit und Herrlichkeit dahinter zu erkennen sein. ‚Ist das denn auch wahr?‘, kannst Du fragen. Virginia, nichts auf der Welt ist beständiger! [Das Christkind] lebt, und es wird ewig leben. Sogar in zehnmal zehnttausend Jahren wird es da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz zu erfreuen.

Frohe Weihnacht, Virginia.

Dein Francis P. Church

Quelle: Mein Adventskalender
Bearbeitet von Christian Kuster

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