Wir befragten Experten der Stadt Rosenheim zum Kampf gegen Zigarettenkippen!
Vier Auszubildende unserer Berufsfachschule für kaufmännische Assistenten*innen beschäftigten sich im Unterrichtsfach Projektarbeit seit Beginn des Schuljahres mit der Verschmutzung der Stadt Rosenheim durch weggeworfene Kippen. Mit selbstständig recherchiertem Vorwissen ausgestattet, konnten sie sich zum Abschluss des Projekts nun noch persönlich mit Vertretern der Stadt Rosenheim zu einem Interview treffen und sich mit zwei kommunalen Fachleuten über dieses brisante Umweltthema austauschen.

Konkret hieß das, für ein paar Stunden den digitalen Lernalltag gegen eine persönliche Begegnung in der beeindruckenden Kulisse des kleinen Rathaussaales der Stadt einzutauschen. Herr Andreas Kalz (Umwelt- und Grünflächenamt) und Herr Donat Steindlmüller (Ordnungsamt) nahmen sich nach eigenen Angaben sehr gerne Zeit, dieses Umwelt-Projekt zu unterstützen und den Auszubildenden Rede und Antwort zu stehen. Zunächst berichtete Herr Steindlmüller von der Kontrollaktion in der Innenstadt im Januar 2020, bei der das Wegwerfen von Kippen kontrolliert und Aufklärungsarbeit geleistet wurde. Hintergrund der Aktion: Zigarettenstummel können für die Umwelt großen Schaden anrichten. Die Zigarettenstummel bestehen aus Tabakresten und einem Kunststofffilter. Dieser Kunststofffilter besteht aus Cellulose Azetat, dessen natürlicher Abbau 15 Jahre dauert. Durch Regen werden zudem die in den Zigarettenstummel enthaltenen Gift- und Schadstoffe wie Arsen, Blei, Chrom und Kupfer herausgewaschen. Diese verunreinigen wiederum das Grundwasser und schädigen die Wasserorganismen. Es kann auch vorkommen, dass die Schadstoffe in unserer Nahrungskette landen. Die WHO geht davon aus, dass zwei Drittel der Zigarettenreste in die Umwelt gelangen.
Nach dieser informativen Einführung konnten die Auszubildenden ihre Fragen stellen. Zunächst wollten sie wissen, wie die Stadt Rosenheim mit dem Problem der Zigarettenreste umgeht. Dazu führte Herr Kalz aus, dass Zigarettenstummel, die auf der Straße landen, vom Baubetriebshof zusammen mit dem restlichen Straßenkehricht aufgesammelt werden, überwiegend maschinell oder im Einzelfall auch per Hand. Was vielen nicht bewusst ist: Die Stadt wird täglich von der Straßenreinigung des Bautriebshofes gereinigt. Die Reinigungsfahrzeuge fahren täglich um 4 Uhr morgens los. Es ist ein enormer Aufwand, die Straßen zu reinigen. Letztlich landen alle auf diesem Weg gesammelten Kippen zur thermischen Verwertung im Müllheizkraftwerk Rosenheim. Um Zigarettenstummel im Restmüll oder in der Natur zu vermeiden oder zu vermindern, sind Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung notwendig. Auch das Aufstellen von Mülleimern in Parkanlagen sei eine wichtige Maßnahme, erklärte Herr Kalz den Auszubildenden.
„Sind Alternativen zu herkömmlichen Zigaretten, wie zum Beispiel E-Zigaretten, besser für die Umwelt und das Stadtbild?“, wollten die Auszubildenden wissen. Hinsichtlich der Zahl der Zigarettenstummel, die auf der Straße landen, auf alle Fälle, meinte Herr Kalz. Aus Sicht der Abfallwirtschaft ist bei einer E-Zigarette ein Teil jedoch „Einweg“, also nur einmal verwendbar. Somit entsteht wieder Müll, der entsorgt werden muss, was natürlich nie gut für die Umwelt ist.
Um Lösungen zu skizzieren, wollten die Auszubildenden u.a. wissen, ob mobile Taschen-Aschenbecher, die Raucherinnen und Raucher selbst dabei haben, eine Alternative seien. Dem konnte Herrn Steindlmüller nur zustimmen und verwies auf die anfänglich genannte Kontrollaktion, in der solche Taschen-Ascher von der Stadt Rosenheim verteilt wurden.
Das persönliche Zusammentreffen wurde abschließend von beiden Seiten überaus positiv bewertet: „Es war eine gute Sache, das Interview in direktem Kontakt mit den Gesprächspartnern zu führen und nicht digital“, so die Schülergruppe einstimmig. „Wir haben viel Neues dabei erfahren und unsere bisherigen Recherchen mit wichtigen Informationen ergänzen können. Nun steht dem Abschluss unserer Projektarbeit nichts mehr im Weg.“ Auch die Vertreter der Stadt Rosenheim nahmen sich gerne Zeit für den Austausch mit der Gruppe der Berufsfachschule: „Die Unterstützung von engagierten, jungen Menschen ist uns wichtig. Dass sich die Auszubildenden für die Umwelt einsetzen, ist sehr begrüßenswert.“
Alle Beteiligten waren sich am Schluss einig: Konkrete Maßnahmen des Umweltschutzes, wie der Kampf gegen Zigarettenkippen im städtischen Raum, lassen sich vor Ort verwirklichen, wenn alle Beteiligten ihren Teil dazu beitragen. Es lohnt sich, denn es kommt Mensch und Natur zugute!
Barbara Schmidhuber