Was ist ein Europa ohne Europäer?

Fast schon von einer Tradition kann man bei den Vorträgen der Hanns-Seidel-Stiftung sprechen, welche jährlich bei uns in Traunstein stattfinden.

Aus gegebenen Anlass, der bevorstehenden Europawahl, referierte dieses Mal Herr Michael Möhnle zum Thema „Europas Entscheidung: Zerfall oder Erneuerung“. Herr Möhnle, der sich selbst als bayerischer Europäer sieht und seine Kindheit in Kalifornien verbrachte, ist Journalist und war viele Jahre unter anderemin Brüssel und Straßburg als Berichterstatter und auch in Kriegsgebieten tätig.

Nach seiner Einstiegsfrage, wer denn bereits alles wählen dürfe, erläuterte er dem interessierten Publikum den Auftrag Europas und erklärte das Ziel der Architekten des modernen Europas, nämlich keinen Krieg mehr zu führen. Das oberste Ziel, Frieden zu schaffen und auch erhalten, habe nun einige Jahrzehnte recht gut funktioniert. Jetzt allerdings sei dieses durch den Sprengsatz Nationalismus in Gefahr und damit auch der europäische Gedanke. Einzelne Krisen und ihre Folgen in den entsprechenden Ländern wie die Finanzkrise, Flüchtlingskrise oder auch Jobverluste durch die Globalisierung und Digitalisierung haben dazu weiter beigetragen. Hasswellen über diverse Social-Media-Kanäle wurden nicht ernst genommen und die Spaltung der Gesellschaft drohe.

Als Symbol für die Gefahr sieht der Journalist den Brexit. Hierbei ging er gezielt auch auf die Brexit-Fake-News und die damit verbundenen Unwahrheiten für das britische Volk ein. Auch den Zusammenhang mit Trump und welches Interesse dieser dabeihabe, stellte er dar. Möhnle sieht den Brexit als eine Art Testlauf für Amerika, wie weit kann man über Medien gehen, um entsprechend Einfluss zu nehmen.

Des Weiteren ging er auf den Nationalismus in den einzelnen Ländern Italien, Ungarn und Polen ein, aber auch auf die AfD und deren Position in Deutschland.

Auch die Erfolge der EU konnte Herr Möhnle sehr anschaulich den Schülern darstellen, so ist die EU die größte Handelsmacht der Welt und hat eine höhere Handelsbilanz als Amerika. Aber auch eine stabile Währung darf nicht unterschätzt werden. Mit der Gefährdung der EU und einem drohenden Zerfall würde der Wohlstand erheblich gefährdet werden.

Zum Ende des Vortrags stellt sich allerdings die Frage, was ein Europa ohne Europäer ist und vor allem was die jungen Europäer wollen.

Sind wir Europäer und bekennen uns auch dazu? Diese Frage sollten wir alle mit „Ja!“ beantworten können.