Schule ist seiner griechischen Wortbedeutung nach der Ort der Muße, der freien Zeit, des Müßiggangs, man könnte auch sagen: des zweckfreien und grundlosen Nachdenkens. Jugendliche denken gerne über das Leben, über das, was das Alltägliche ausmacht, nach. Sie reflektieren sozusagen das, was ihnen widerfährt.
Dies ereignete sich auch in der Klasse 9c unserer Rosenheimer Wirtschaftsschule. Im geschulten Philosophieren sitzen die Schüler im Kreis. Der Kreis hat eine anschauliche Mitte. Mit einem grünen Tuch stiegen wir in die Thematik ein, die Schüler verbanden damit Hoffnung. Der gusseiserne Anker in der Mitte des Sitzkreises steht für den Halt in haltlosen und stürmischen Zeiten. Auf die Frage nach der persönlichen Bedeutung von Hoffnung kamen viele Beiträge der Schüler, die mit dem Sprechball zu Wort kamen, so dass jeder auf jeden hören konnte:
Wir hofften auf ein gutes Ende in einem schweren Gewitter, ein Baum flog knapp an uns vorbei. Wir hatten Glück. (Junge)
Nie vergesse ich das Champions League Finale 2013: Bayern gewann damals gegen Dortmund 2:1. Meine große Hoffnung hat sich erfüllt. (Junge)
Meine Familie gibt mir sehr viel Hoffnung. (Mädchen)
Die Schule ist für mich ein Ort der Hoffnung, weil ich hier die Grundsteine für mein späteres Arbeitsleben legen darf. (Mädchen)
In der Schule hoffe ich auf bessere Noten und bin bereit, dafür auch etwas zu tun. (Mädchen)
Die Fußball-WM 2014 war für mich ein großer Hoffnungsschimmer, als Mario Götze gegen Argentinien das entscheidende Siegestor traf. (Junge)
Hoffnung hat für mich mit Widerstand und mit Durchhaltevermögen zu tun. Sie erweist sich oft nach schweren Zeiten. (Mädchen)
Nach meiner Operation hoffte ich auf Verbesserung meiner Gesundheit. (Junge)
Ich hoffe auf einen guten Abschluss und ich hoffe auch darauf, dass meine Familie gesund bleibt. (Mädchen)
Hoffnung ist für mich ein Licht am dunklen Horizont. (Junge)
Rückblickend gab es ein visualisiertes Feedback der Schüler. Auf die Frage, wie sie diese erste Runde erlebt haben, hoben oder senkten sie den rechten Daumen oder sie streckten ihn in die Mitte, wenn sie es durchschnittlich fanden. Zum Glück waren die Rückmeldungen sehr positiv.
Anschließend haben wir über die Hoffnung theologisiert. Die Schüler haben sich nämlich mit biblischen Hoffnungsperikopen auseinandergesetzt, wie auch mit dem folgenden Satz aus dem Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher. Er gilt als ältester Text des Neuen Testaments:
Brüder und Schwestern, wir wollen euch über die Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott die Entschlafenen durch Jesus in die Gemeinschaft mit ihm führen. (1Thess 4,13f.)
Einig waren wir uns darin, dass Glaube, Liebe und Hoffnung zusammengehören. Und jemand, der trotzdem gegen alle Hoffnung hofft, kann zwar enttäuscht werden, aber vielleicht wächst er auch über sich und sein gebrechliches Leben hinaus?