„Horror pur“: Virtueller Auto-Crash in der Innenstadt mit 120 km/h!

Kalscheuer-Schüler schrotten Rolls-Royce in der BMW-Welt

Ein wunderbarer Spätsommertag beginnt harmlos – mit einer Zugfgahrt nach München. Die 11y macht sich auf, um in die BMW-Welten in München einzutauchen. Sie endet aber auch genau so harmlos, wie sie begonnen hat: mit einem Auto-Crash in der Innenstadt. In der virtuellen Innenstadt eines Fahrsimulators krachen Andreas und Daniel gut gelaunt mit einem Lächeln auf den Lippen mit 120 km/h in die Häuserzeilen. Fußgänger sind nicht zu sehen. Genauso wenig wie Ampeln oder an der Leine zerrende Hunde. Leider sind auch die Fassaden nur schwarz-weiß. Kein McDonalds-Drive-In, keine Waschstraße, keine heulenden Polizeiautos. Das Einzige, was zählt, ist das Tempo. Koste es was es wolle.

Nicht so bei Ann-Kathrin und Aurelia. Sie posieren lieber vor dem Edlen, dem Gediegenen. Und einen Chauffeur für ihren Rolls-Royce kennen sie auch schon: mich. Ich werde ihnen dann selbstverständlich auch bei Regen den Schirm halten und bei Durst die Drinks servieren.

Warum nur löst lackiertes Stahlblech eine solche Faszination aus? Warum machen zwei jeweils gleich große weiße und blaue Dreiecke im Kreis angeordnet einen solchen Hype?

Kann ich die kopfschüttelnd Zweifelnden beruhigen, wenn ich verkünde, nach 38 Jahren Autonarr sein ist bei mir selbst die große Gelassenheit ausgebrochen? Und außerdem haben „wir früher“ uns ja mit kleinen Autos begnügt und heute stehen wir mit offenem Mund vor den gigantischen Stahlhaufen, die nicht einmal mehr in genormte Garagen passen.

Das freilich sehen Ana und Chantal ganz anders. Sie haben ein festes Einkommensziel und eindeutige Vorstellungen von ihren zukünftigen Partnern. Hauptsache, sie selbst wissen, wo’s langgeht, und haben das Steuer fest im Griff. Vielleicht ist ja dann für die männlichen Begleiter noch ein Platz auf den Rücksitzen frei.

Ein Gutes hat in meinen Augen der Autokult dann, wenn er dazu führt, dass unsere Jugendlichen auf einmal ein Ziel haben: Ich will ein Auto! Wie? Naja, ich muss halt dafür arbeiten. Entweder muss ich gaaanz viel arbeiten oder gaaanz gut verdienen. Wie verdiene ich gut? Ok, ich brauche einen guten Job. Und wie das? Oh, ein guter Schulabschluss muss her. Na, dann werd‘ ich mich wohl jetzt etwas anstrengen in der Schule.

Und so bekommen die Auto-Tempel auf einmal eine handfeste pädagogische Dimension … so kann man sich als Lehrer „Spaßausflüge“ auch schön reden 😉

Henning Gralla

 

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